Wir trauern um Ulrika Lüthe
Viel zu früh hat uns Ulrika Lüthe nach kurzer, schwerer Krankheit am 22. Dezember 2024 verlassen. Weit über die Altmark hinaus war die bescheidene und überaus vielseitig ausgebildete Fachfrau bekannt. Sie war langjähriges VFD-Mitglied und besonders für ihr Engagement im VFD-Fahrsport bekannt und sehr geschätzt.
Ulrika hatte ein sehr vielseitiges und reiches Leben, in dem Pferde eine ganz zentrale Rolle spielten. Hier möchten wir Euch ein bisschen über sie erzählen. Ulrika beschäftigte sich seit ihrer Kindheit mit Pferden. Die jungen Welsh-Cob-Hengste aus der Zucht ihres Onkels ritt sie unter der Anleitung Egon von Neindorffs ein und legte so den Grundstein für ihr herausragendes reiterliches Können, welches sie auch für den Olympia-Dressurkader qualifizierte. Bevor sie als junges Mädchen ihren Traumberuf „Bereiterin“ erlernen durfte, musste sie zunächst auf Druck des Elternhauses eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten absolvieren. Kaum war diese Hürde genommen, zog es sie nach Bayern zum Haupt- und Landgestüt Schwaiganger, um dort als erste Frau die Ausbildung zur „Pferdewirtin – Fachrichtung Reiten“ zu beginnen und erfolgreich abzuschließen.
Nun reiste Ulrika durch die gesamte Bundesrepublik, gab Reitunterricht von der Basis bis zur schweren Dressurklasse, auch in der Westernreitweise, und ritt junge Pferde zu. Nebenbei nahm sie ein Medizinstudium auf, welches sie jedoch nach erfolgreichem Physikum zugunsten ihrer großen Leidenschaft für die Pferde wieder aufgab. Nicht nur ihren Lipizzaner-Hengst bildete sie bis zu den „Schulen über der Erde“ aus, ihre Liebe galt besonders den Shetlandponys und Kaltblütern, die sie ebenfalls bis zur „Hohen Schule“ ausbildete. „Dazu braucht es viel Erfahrung, Zeit und wenig Fehler. Kaltblüter haben ein gutes Gedächtnis“, erklärte sie immer.
Mit ihren Pferden reiste sie viel umher und zeigte ihr Können auch auf Westernturnieren bis hin zur Europameisterschaft und trat auf vielen Show-Veranstaltungen auf. Legendär war ihr Auftritt mit ihrem Minishetty-Hengst „Mini“ als Marionettenpferdchen, vom gerittenen Pferd aus dirigiert. Nach einer dieser Shows kam eine ehemalige Schulreiterin vom „Zirkus Krone“ zu ihr und erklärte der verblüfften Ulrika, dass sie mit ihrer Nummer unbedingt im Zirkus auftreten sollte. So begann ihre langjährige internationale Zirkuskarriere in namhaften Manegen, die sie mit Auftritten in Reitshows u.a. auf Messen wie „Pferd Offenburg“, „Hansepferd“ und „Pferd und Jagd“ kombinierte. Auch im ehemaligen DDR-Staatszirkus „Charivari“ zeigte sie ihr Können. Und sie qualifizierte sich ständig weiter in allen Bereichen, die mit Pferdeausbildung und -haltung zu tun hatten. Ulrika unterstützte immer gerne und hatte eine Lösung parat.
Viele von uns kennen Ulrika als faire und sehr zugewandte Ausbilderin und Prüferin. Das Wohl der Pferde stand für sie immer an erster Stelle. Ulrika war Gründungsmitglied des LV Sachsen-Anhalt und hier auch langjährig ehrenamtlich im Vorstand aktiv. Als Mitglied im Arbeitskreis Fahren der VFD brachte sie sich nicht nur als VFD-Sicherheitsexpertin Fahren intensiv im Ausbildungsbereich Fahren ein. Ganz besonders lag ihr das Fahren mit Ponys am Herzen. Mit ihren Shetlandponys fuhr sie alle Anspannungsarten bis zu sechsspännig und bildete unzählige Shettys zu zuverlässigen Fahrponys aus. Sie organisierte in der letzten Zeit Einführungs- und Schnupperkurse im Fahren und Holzrücken speziell für ShettyfahrerInnen und unterstütze häufig im Reiterlager. Seit vielen Jahren war sie als einzige VFD-Prüferin in der Fachrichtung Fahren in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein tätig.
Ulrika, wir werden Dich sehr vermissen!
Beate Frevert, Katrin Bachmann, Eckard Markowski, Tinatin Eppmann, Nicole Zepezauer gemeinsam mit dem gesamten Vorstandsteam