Die Ortschaft Jahrsau wird erstmals 1375 erwähnt. Durch die abgelegene Lage im sogenannten Jahrsauer Sack war das Dorf nur von Süden aus zugänglich. Dadurch wurde die Ortschaft in den meisten Kriegen einfach übersehen.
Nach der Teilung Deutschlands war der Ort fast komplett von der innerdeutschen Grenze eingeschlossen. Da der Ort somit aus Sicht der Ostmächte zu nah an Westdeutschland lag begann man 1952 im Rahmen der Aktion „Ungeziefer“ Teile des Dorfes zu räumen. 1961 wurden die letzten Bewohner im Zuge der Aktion „Kornblume“ zwangsumgesiedelt. Im März 1970 wurden die Gebäude des Ortes, einschließlich der Kirche eingeebnet.
Die Wüstung gehört inzwischen teilweise dem BUND Sachsen-Anhalt e.V., der sich seit Jahren dafür einsetzt, diesen geschichtsträchtigen Ort zu bewahren. Durch den ehemaligen Ort gibt es einen einfachen Rundweg, der mehrmals im Jahr freigeschnitten wird. Hier sieht man sehr eindrucksvoll, wie sich die Natur einen Ort zurückerobert.
An der Zugangsstraße befinden sich heute eine Infotafel und eine Stele, die an die geschleifte Ortschaft erinnern. Dieser Erinnerungsort am Grünen Band in Sachsen-Anhalt löst bei den Besucher*innen immer wieder starke Emotionen aus, da er, wie kaum ein anderer, an die Schrecken erinnert, die die deutsche Teilung mit sich brachte.