Mitglieder und ihre Jungpferde in der Ausbildung – Teil 3

Herzlich Willkommen zu unserer Lese-Reihe “Mitglieder und ihre Jungpferde”.
Seit der letzten Veröffentlichung sind inzwischen ganze 9 Monate vergangen, der Winter ist vorüber und es gab vielleicht die ein oder andere (ungeplante) Herausforderung für unsere Jungpferde-Teams. Deshalb folgt nun ein Update…

Teil 1 der Lese-Reihe findet ihr HIER.
Teil 2 der Lese-Reihe findet ihr HIER.


Team 1: Peggy und Quinitra

Eigentlich wollten wir keine Trainingspause machen, aber krankheitsbedingt fiel ich leider öfter aus als mir lieb war. Dennoch konnte ich im Dezember dann den ersten Erfolg verzeichnen: Quinitra (er)trug mich auf ihren Rücken mit Ruhe und Geduld; jedes zappeln und bewegen auf ihren Rücken störte sie nicht mehr. Ich nahm immer nur ein paar Minuten auf ihren Rücken Platz, sodass sie sich an das neue Gefühl in Ruhe gewöhnen konnte und ihr Gleichgewicht wieder fand.
An diesem Punkt holte ich dann auch schon meine Trainerin dazu und unsere erste gemeinsame Reitstunde stand an. Das ist schon ein tolles Gefühl, wenn du ein halbwildes Pferd aus den Bergen Andorras übernimmst und sie dich nun so vertrauensvoll und gelassen durch die erste Reitstunde begleitet.
Der größte Unterschied und eben auch Meilenstein zum letzten Jahr ist, dass Quinitra nun ein Reitpferd ist. Nach einigen wenigen Einheiten auf dem Platz ging es dann auch schon ins Gelände. Alleine ist sie natürlich noch sehr aufgeregt, aber meisterte die Runde mit Bravour. Und zu Ostern gab es dann wohl das schönste Geschenk, als meine Tochter und ich nun den ersten gemeinsamen Ausritt machen konnten.


Team 2: Anika und Noah

Habt ihr eine Winterpause gemacht? Warum ja oder nein?
Tatsächlich haben wir ab November 24 eine Winterpause eingelegt. Das hatte verschiedene Gründe.  Zum Einen hatten wir bis dato ziemlich viele Meilensteine beim Thema Anreiten und auch bei den mentalen Schwierigkeiten den Hof zu verlassen erreicht. Dann hat Noah diverse Wachstumsschübe gemacht, sodass ich sowieso eine Reitpause eingelegt hätte. Hauptgrund war aber, neben den eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten ohne Reithalle, dass Noah im November plötzlich ein angelaufenes Hinterbein hatte. Das hat dann auch so ziemlich den ganzen Winter gebraucht um sich zu erholen. Lahm war er nicht, aber ich wollte auch keine zusätzliche Last auf eine möglicherweise geschädigte Struktur bringen. Trotz tierärztlicher Untersuchung und sogar Klinikbesuch konnten wir leider die Ursache nicht herausfinden. 

Wie war die Pause gestaltet?
Winterpause heisst in meinen Augen tatsächlich nicht, das Pferd einfach „wegzustellen“ und auf bessere Zeiten zu warten. Da wir die Freigabe von der Tierärztin für moderate Bewegung hatten und Noah nicht lahm war gingen wir viel Spazieren und machten gelegentlich, wenn es der Boden zuließ, Freiarbeit und etwas Bodenarbeit am Strick. Wir arbeiteten daran Stimmkommandos und Körpersprache zu verfeinern, Stellung/Biegung auch ohne Strick/Zügel abfragen zu können und die Balance und Koordination etwas zu verbessern. Für letzteres übten wir z.B. weiter, einzelne Beine gezielt unabhängig voneinander über eine Stange  zu setzen, über diese Stange auch rückwärts wieder zurück zu gehen, über Unebenheiten beim Spazieren zu laufen und machten noch etwas gezielte Gymnastik für Schulter und Hinterhand am Strick. Außerdem haben wir ein paar Mal Hängertraining gemacht, sodass er sich nun zumindest zu Hause zuverlässig von unten auf den Hänger schicken lässt, ohne dass ich vorgehen muss.

Was waren zwischen Herbst und Frühling eure größten Herausforderungen?
Das Wetter! Für mich war es furchtbar schwer, den Winter über am Ball zu bleiben, weil es gefühlt ständig nur geregnet hat und ich fast nur im Dunkeln bei den Pferden war.
Außerdem waren die Frühlingsgefühle zum Frühlingsbeginn nicht ganz einfach, weil wir noch nicht wieder richtig im Training waren aber der kleine Kerl so viel Energieüberschuss hatte.

Wie unterscheidet sich der Ausbildungsstand und der sonstige Entwicklungsstand deines Pferdes verglichen mit dem letzten Sommer?
Noah ist ein paar cm gewachsen und hat ein paar Kilo abgenommen, sodass er nun wieder etwas sportlicher unterwegs ist. Außerdem hat er trotzdem gut an Masse und Figur gewonnen und sieht mit Sattelzeug nicht mehr so verloren aus. Letztes Jahr im April hatte Noah noch regelmäßig große Probleme den Stall zu verlassen und selbst in Begleitung anderer Pferde konnte er keine größeren Runden spazieren gehen. Woran dieses Verhalten genau lang kann ich nur mutmaßen, aber mittlerweile geht er mit mir allein und auch mit anderen Pferden wieder gut vom Hof weg und kann auch ganze große Runden gehen. Manchmal bleibt er bei Unsicherheit noch stehen, aber das gilt sowohl für den Weg weg vom Stall wie auch für den Heimweg. Auf dem Reitplatz steigerte er sich wenn er frei laufen durfte in großen Stress hinein und kam da von allein auch nicht mehr raus. Ich habe zu der Zeit oft mein älteres Pferd als Begleitpferd mit zum Reitplatz genommen, damit er sich konzentrieren kann. Dieses Problem haben wir mittlerweile überhaupt nicht mehr, auch wenn der Reitplatz mit vielen Büschen und Bäumen manchmal noch „Geister“ bereithält. Er ist einfach wieder sehr viel kopfklarer geworden. Und dann sind wir tatsächlich letzten April noch nicht geritten. Wir waren voll und ganz auf die Ausbildung an der Longe konzentriert und hatten erst im Mai sehr gelegentlich mit dem Aufsteigen und im Juni dann mit etwas Reiten begonnen. Mittlerweile ist er zuverlässig angeritten, geht brav in allen Gangarten auf dem Zirkel an der Longe und Doppellonge und hat trotz Winterreitpause nichts vergessen. Wir konnten sogar schon einen kleinen Geländeritt ganz ohne Begleitpferd und auf dem Platz unseren ersten gerittenen Galoppzirkel meistern.

Welche Erlebnisse sind dir aus den letzten Monaten besonders im Gedächtnis geblieben?
Es gab so viele spannende und aufregende erste Male! Gerade beim Anreiten hatten wir ja fast jede Woche ein erstes Mal. Ganz besonders war für mich im November der erste kleine Ausritt oder auch das erste Mal reiten ohne Trainerin als „Aufsicht“. Im September hatten wir einen zweitägigen Lehrgang (Bodenarbeit) im Nachbarort, zu dem wir dann jeweils mit dem Hänger gefahren sind. Ich habe viel gelernt und ich denke, dass uns das sehr zusammengeschweißt hat. Schlimm war es für mich, ihn im März für 2 Tage für weitere Untersuchungen an seinem Bein in der Klinik zu lassen. Die Hinfahrt (über 2h) hat mich schon furchtbar nervös gemacht, aber Noah hat das total gut gemeistert. Ihn dann einfach da zu lassen und erst 2 Tage später abzuholen, das war definitiv nichts für mich.
Achja, richtig frustrierend fand ich es auch noch, dass Noah zwar aufgehört hat sich bei Stress und Angst loszureißen, kurze Zeit später dann aber aus „pubertären Gründen“ wieder damit anfing, wenn ihm aus verschiedenen Anlässen danach war. Das haben wir zum Glück (zumindest für den Moment) mittlerweile auch wieder geklärt, aber schön fand ich das natürlich nicht.


Team 3: Claudia und Cooper

Habt ihr eine Winterpause gemacht? Warum ja oder nein?
Ja, gezwungenermaßen. Es gab gleich zwei massive Gründe, warum wir eine Pause im Training und der weiteren Reitausbildung einlegen mussten.
Zuerst hatten wir Anfang November leider einen Unfall, bei dem sich Cooper eine ziemlich doofe Verletzung in der Fesselbeuge zuzog. Da hieß es erstmal ein paar Wochen stehen, regelmäßig Wundversorgung und Ruhe bewahren. Als das dann einigermaßen überstanden war und ich wieder longieren und reiten durfte, ging uns leider unser Allwetterreitplatz verloren (Hintergrundgeschichte: Wir haben am Stall keinen eigenen Reitplatz und ich durfte in den letzten Jahren den Platz des Nachbarhofes mit nutzen. Dessen Eigentümer sind jedoch weg gezogen und haben den Reitplatz abgebaut, um ihn in ihrem neuen Zuhause weiter zu nutzen.). Zwar konnte ich relativ schnell Alternativen dazu finden, aber Cooper tat sich schwer mit der Umgebungsumstellung und konnte sich zunächst kaum mehr auf’s eigentliche Training konzentrieren. Somit beschränkten wir uns einige Zeit auf kleine Wochenendausflüge ins Gelände. Erst seit ungefähr Mitte Februar ist es uns wieder möglich, an Coopers Ausbildung effektiv weiter zu arbeiten.

Wie war die Pause gestaltet?
Verletzungsbedingt waren die ersten Wochen durch Nichtstun geprägt. Anschließend Spaziergänge und kurze Schritt-Trab-Reiteinheiten im Gelände. Professionellen Unterricht gab es erst wieder ab Februar.

Woran habt ihr bis zum Wintereintritt gearbeitet und welche Meilensteine habt ihr erreicht?
Unsere Hauptthemen waren Gelassenheit im Gelände und Takt und Balance unterm Reiter. Ich glaube der größte Meilenstein ist, dass ich mit Cooper auch allein ausreiten kann und wir beide ruhig bleiben und die Zeit genießen können. Außerdem finde ich es ganz prima, dass er sich willig mit der Kalifornischen Hackamore (Bosal) reiten lässt.

Was waren zwischen Herbst und Frühling eure größten Herausforderungen?
Zum einen muss ich noch immer an meiner mentalen Stärke arbeiten, denn der Unfall hat mir doch ordentlich zugesetzt. Es gibt häufig Situationen, in denen ich es nicht schaffe, Cooper die nötige Ruhe und Gelassenheit zu vermitteln, die er braucht. Ich ergreife dann eher die Flucht, statt mich dem Problem zu stellen.
Zum anderen war für Cooper die Stehpause total langweilig. Bei den ersten Spaziergängen zeigte er sich etwas aufgeregt und hibbelig, weswegen ich ihn hin und wieder ermahnen musste, damit wir niemanden in Gefahr bringen.

Wie unterscheidet sich der Ausbildungsstand und der sonstige Entwicklungsstand deines Pferdes verglichen mit dem letzten Sommer?
In Teil 2 dieser Lese-Reihe waren wir kurz davor, unsere ersten richtigen gemeinsamen Ritte zu meistern. Mittlerweile läuft Cooper solide im Schritt und Trab auf dem Reitplatz und im Gelände, in der Gruppe und allein. Unsere ersten Galoppsprünge konnten wir ebenfalls absolvieren, aber hier fehlt durch die Trainingspause noch etwas Kraft. Genau wie insgesamt Muskulatur, die von zu wenig Training natürlich nicht besser wird. Aber Cooper bekommt alle Zeit, die er benötigt.

Welche Erlebnisse sind dir aus den letzten Monaten besonders im Gedächtnis geblieben?
Negativ leider der Unfall, der tatsächlich bis heute nicht ganz aus meinem Kopf verschwunden ist.
Positiv ist aber, dass Cooper langsam Routine beim Verladen entwickelt, da wir nun regelmäßig zum Unterricht fahren.